September 2022

Leopoldo Pollack (1751–1806),

Ansicht und Grundriss eines Altarziboriums, 1795

Feder, Pinsel, farbig laviert

63,3 cm x 40,0 cm

Maßstab „Milanesi“

 

TIB Slg. A. Haupt, m I Z A 2: 4

Unter den zahlreichen Blättern oberitalienischer Herkunft in der Sammlung A. Haupt findet sich ein vom Architekten Leopold[o] Pollack signierter und auf 1795 datierter Entwurf eines monumentalen Altarziboriums. Pollack stammte aus einer Wiener Baumeisterfamilie und erhielt hier seine erste Ausbildung. Ab 1775 setzte er sein Studium in Mailand bei Giuseppe Piermarini (1734-1808) an der neu gegründeten Accademia di Belle Arti di Brera fort. Mit Piermarini arbeitete er in der Folgezeit auch immer wieder eng zusammen und folgte ihm als Professor an der Accademia di Brera. Davon zeugt nicht zuletzt auch das Blatt unserer Sammlung, das Pollack selbstbewusst als „Architekt“ und „Professor“ unterzeichnet hat.

Pollack gehört zu den prominentesten Vertretern des Klassizismus und Neopalladianismus in Oberitalien. Als sein bekanntestes Werk gilt die Königliche Villa oder Villa Belgiojoso (1790-1796) in Mailand. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst neben Villen- und Palastbauten, öffentlichen Gebäuden und Anlagen auch zahlreiche Entwürfe für Innenausstattungen. Zu letzteren zählt auch unser Blatt. Es lässt sich als ursprünglicher Entwurf für die Kirche San Sepolcro in Mailand identifizieren. Allerdings kam das Altarziborium dort nicht zur Ausführung. Pollack nutzte jedoch den Entwurf mit jeweils einigen Abwandlungen als  Vorlage für das 1806 errichtete Hochaltar-Ziborium von San Stefano in Vimercate und den 1809 entstandenen Hochaltar der Parochialkirche San Vittore in Corbetta bei Mailand.

Simon Paulus