Die Sammlung A. Haupt bewahrt einen der größten zusammenhängenden Bestände sogenannter „Proberisse“ auf. Hierbei handelt es sich um Zeichnungen, die an den Bauhütten und in den Steinmetzbruderschaften im Rahmen der Ausbildung angefertigt wurden. An standardisierten Bauaufgaben wurden verschiedene Varianten zur Konstruktion von Gewölbeformen, Rippenprofilen und Steinschnitten in mehreren Projektionsebenen durchgespielt. Die prüfenden Meister versahen die von ihnen zur Approbation vorgelegten Pläne zumeist mit ihren Meisterzeichen. Bei den 34 überwiegend großformatigen Plänen in der Sammlung Haupt geschah dies über einen Prägestempel. Anhand der Stempelprägungen auf den Blättern lassen sich drei Meister unterscheiden. Sie weisen auf eine Herkunft der Blätter aus der Nürnberger Steinmetzbruderschaft hin.
Die Tradition des Proberisses nach gotischen Mustervorlagen wurde besonders im süddeutschen Raum noch bis in das 18. Jahrhundert fortgeführt. Die Proberisse aus unserer Sammlung entstammen vermutlich noch dem späten 16. Jahrhundert.
Bei dem hier gezeigten Blatt werden mithilfe einer sogenannten Quadratur über dem Grundriss eines einfachen Kapellenraumes die Winkel und Achsen des Chorabschlusses sowie die Projektion eines Netzrippengewölbes über einer Jocheinheit ermittelt.
sp