August 2021

Paul Constantin La Fargue, nach Anthonie Blocklandt,

Flügelaltar mit Himmelfahrt Mariens (heute in St. Martin, Bingen),

Den Haag 1759

Radierung und Kupferstich, 3 Blätter

62,5–63,5 cm x 59,0–59,5 cm

TIB Slg. A. Haupt, gr. N.GR. 1: 4

TIB Slg. A. Haupt, gr. N.GR. 1: 5

TIB Slg. A. Haupt, gr. N.GR. 1: 6

In einer Folge von drei großformatigen Radierungen dokumentierte der Niederländer Paul Constantin La Fargue (1692–1779) fünf Tafeln eines Flügelaltars, der 1579 in Utrecht von Anthonie Blocklandt van Monfoort (ca. 1533–1583) geschaffen worden war. Zum Zeitpunkt der Reproduktion im Jahr 1759 befand sich das Werk in Den Haag im Besitz des Juristen Johannes Jacobus van Reenen, der La Fargue mit der Erstellung der Serie beauftragt hatte.

Die drei Blätter präsentieren zum einen die Mitteltafel des Altars mit der Himmelfahrt Mariens, zum anderen die beiden Flügel jeweils in geöffnetem und geschlossenem Zustand. Die Rückseiten der Flügel zeigen links Maria mit dem Kind in den Wolken und rechts den Heiligen Andreas, den Erzengel Michael mit dem zu Boden gerungenen Satan sowie den knienden Stifter Gerrit Anthonis van der Gou (gest. 1573) im Chorgewand.

Die Darstellungen der Verkündigung an Maria und der Anbetung der Hirten, die im Original die Himmelfahrt flankieren, also den geöffneten Zustand zeigen, haben in der Radierung die Seiten getauscht. So wird die Anbetung links, die Verkündigung rechts wiedergegeben, wodurch sich erneut die prägnante Rahmenform der Mitteltafel mit dem Rundbogenabschluss über der Mittelachse ergibt.

Bemerkenswert ist die Präzision, mit der La Fargue nicht nur den Rahmen des Gemäldes, sondern auch dessen Profilierung, Konsolen, Scharniere, Schrauben und sogar das Schlüsselloch wiedergibt. Die Absicht von Auftraggeber und Künstler, hier nicht nur die Invention Blocklandts in die Druckgraphik zu übertragen, sondern das Objekt selbst zu dokumentieren, bestätigt sich in den Aufschriften, die über den Maler und das Entstehungsdatum hinaus auch die Maße der Altartafeln sowie den damaligen Besitzer und Auftraggeber der Druckgraphiken benennen. Ein wichtiger Aspekt, den die Radierungen allerdings nicht transportieren konnten, war die Farbigkeit der Malerei. So ist anzunehmen, dass La Fargue, als er sich dem Objekt erneut widmete, dies tat, um diesmal der Farbe Rechnung zu tragen: Im Rijksmuseum in Amsterdam (RP-T-00-1851) werden drei Öl-Zeichnungen der Mitteltafel und der geöffneten Flügel aufbewahrt, die La Fargue 1772 („Door P. C. La Fargue gecoulerd An.o 1772. Conform ‘t Origineel.“) ebenfalls im Auftrag van Reenens anfertigte und deren Colorit sich – soweit ein Vergleich von Abbildungen es gestattet – mit dem heute in der Bingener Pfarrkirche St. Martin befindlichen Triptychon des Anthonie Blocklandt durchaus übereinbringen lässt.

Birte Rubach