Die Webersche Handbibliothek in der Sammlung Albrecht Haupt. Eine kleine Spezialbibliothek zu barocker und klassizistischer Architektur und Kunst

TIB Intern 12/2021

Im November 2019 bekam der Braunschweiger Architekturhistoriker Simon Paulus eine Mail von der Hamburger Galeristin Silke Frank: Sie suche einen Bestimmungsort für eine feine Büchersammlung zur Barock-Architektur und Architekturgeschichte aus dem Nachlass eines Freundes, des 2018 verstorbenen Mediziners Prof. Hans Jürgen Weber, Hamburg-Blankenese. Herr Weber war sachverständig, im Ruhestand Bürgervereinsvorsitzender, hatte sich für den Denkmalschutz, insbesondere des Hamburger Elbufers und seiner historisch-architektonisch und landschaftlichen Bedeutung eingesetzt und publiziert. Eines seiner Spezialgebiete sei – über Hamburg hinausblickend – die Architektur und Architekturgeschichte des Barock gewesen. Es sei sein Wunsch gewesen, dass sein Buchbestand an einen Ort käme, wo er auch wirklich gebraucht werde.
 
Wie es der Zufall wollte, war wenige Tage zuvor ein Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der TIB zur Erschließung der Sammlung des Architekten und Hochschullehrers Albrecht Haupt gestartet (GESAH), wo Paulus für die Projektkoordination und insbesondere aber die Tiefenerschließung der historischen Architekturzeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts zuständig war und ist. Der etwa 450 Bände umfassende Bücherbestand aus Hamburg erwies sich als qualitätsvolle Zusammenstellung von älterer und auch aktueller Literatur zur Thematik, nicht nur zum Barock. So drängte er sich geradezu auf, als hauseigene Handbibliothek für die bedeutende Haupt‘sche Sammlung von Traktaten, Druckgraphiken und Handzeichnungen zur Architektur und Kunst der Frühen Neuzeit zu dienen.
 
Mit dem Vorschlag, sie als Handbibliothek zu übernehmen, rannte Paulus an der TIB offene Türen ein. Seit Juni 2020 lagern die Bücher im Tauschlager der TIB. Pandemiebedingt musste auch hier ihre Aufnahme in den Katalog erst einmal zurückgestellt werden. In den kommenden Wochen werden sie nun vom Team Hochschulschriften, Geschenke, Abteilung Bestandsentwicklung und Metadaten, aufgenommen und als geschlossener Bestand zugänglich gemacht werden.
 
Sie stehen dann künftig nicht nur Forscherinnen und Forschern in der Sammlung Albrecht Haupt zur Verfügung sondern können generell als Präsenzbestand in der TIB eingesehen werden. Das Team des GESAH-Projektes und die betreuende Fachreferentin Dr. Hedda Saemann freuen sich sehr über den Zuwachs an Fachliteratur und hoffen, dass die Handbibliothek ganz im Sinne seines Stifters zur Forschung an der TIB und der Leibniz Universität Hannover beitragen kann.

Olga Engelhardt, Simon Paulus, Hedda Saemann