Landesinitiative Langzeitarchivierung Niedersachsen
In den letzten Jahren haben Bibliotheken, Museen und Archive in Niedersachsen umfangreiche Digitalisierungsprojekte durchgeführt und digitale Bestände erworben. Damit diese langfristig nutzbar bleiben, braucht es mehr als reine Datenspeicherung: Es braucht Strategien, Standards und technische Lösungen, die Interpretierbarkeit und Zugriff über Jahrzehnte hinweg sichern. Diese Maßnahmen werden bei der digitalen Langzeitarchivierung (LZA) umgesetzt. Sie sorgt dafür, dass vielfältige digitale Bestände von historischen Dokumenten über Forschungsergebnisse bis hin zu digitalisierten Kulturgütern, für künftige Generationen zugänglich und nutzbar bleiben.
Dies stärkt Niedersachsen als Forschungsstandort und bewahrt das kulturelle Erbe.
Ziele des Projekts
Die Landesinitiative Langzeitarchivierung (LiLA) Niedersachsen unterstützt rund 30 Universitäts-, Hochschul- und Landesbibliotheken sowie Museen in Niedersachsen beim Einstieg in die digitale Langzeitarchivierung.
Zentrale Ziele sind:
- Der Wissens- und Prozessaufbau in den beteiligten Institutionen,
- die Möglichkeit zur Nutzung eines leistungsfähigen Archivsystems in Kooperation mit der TIB (Rosetta),
- die Ermittlung verlässlicher Zahlen zu den im Landeshaushalt Niedersachsen anfallenden Kosten für die digitale Langzeitarchivierung.
Im Rahmen der projektbezogenen Anschubförderung entwickeln die Institutionen gemeinsam mit der TIB die für die Umsetzung der digitalen Langzeitarchivierung erforderlichen Workflows und Strukturen. Dabei findet ein gezielter Know-how-Transfer statt, sodass die Einrichtungen ihre digitalen Bestände perspektivisch selbstständig aufbereiten und an ein Langzeitarchiv übergeben können.
Die Verantwortung für den Erhalt der Bestände verbleibt bei den jeweiligen Institutionen. Langfristig sollen die Einrichtungen in der Lage sein, ihre Archivierungsstrategien eigenständig weiterzuentwickeln und nachhaltig sicherzustellen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung der Sichtbarkeit und Verankerung von Langzeitarchivierung sowie der Aufbau einer Wissens- und Praktiker:innen-Community innerhalb Niedersachsens.
Ablauf
Um eine nachhaltige und flächendeckende Lösung für die digitale Langzeitarchivierung in Niedersachsen zu schaffen, stellt die TIB als Technologiepartnerin ein leistungsfähiges und etabliertes Langzeitarchivierungssystem zentral bereit und unterstützt die Einrichtungen beim Kompetenzerwerb.
Für die Bearbeitung der einzelnen Einrichtungen ist jeweils ein Jahr vorgesehen.
Die Umsetzung erfolgt in vier verschiedenen Service-Modellen, die von den beteiligten Einrichtungen ausgewählt werden.
Service-Modell I Beratung
Das niedrigschwellige Service-Modell unterstützt v.a. den Wissenstransfer und den Kompetenzaufbau innerhalb der Einrichtung. Die Umsetzung erfolgt vorwiegend in Form von Workshops oder anhand von erstellten Informationsmaterialien wie Leitfäden und Online-Kursen zu verschiedenen LZA-Themen. Zu den Themenbereichen gehören u.a.
- Beurteilung der Archivwürdigkeit
- Durchführung von Bestands- und Prozessanalysen
- Optimierung des Datenmanagements
- Umsetzung von Qualitätssicherungsmaßnahmen
- Strategien zum Preservation Planning
- Formulierung von Richtlinien und Policies
Nach einer Einführung in die gewünschten Themenbereiche werden Empfehlungen zu Umsetzungsstrategien durch die TIB formuliert, die sich an den einrichtungsspezifischen Ausgangsvoraussetzungen orientieren.
Service-Modell II Strukturaufbau
Neben einer einführenden Beratung zu grundlegenden LZA-Themen erfolgt bei diesem Service-Modell aktive Unterstützung beim Strukturaufbau der als archivwürdig identifizierten Bestände. Dies ist eine essentielle Vorbereitung um digitale Bestände langzeitzuarchivieren. Zu Beginn erfolgt eine Qualitätskontrolle anhand von erhaltenen repräsentativen Testdatensätzen, um Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Datenqualität zu formulieren. Am Ende des Bearbeitungszeitraums verfügt die Einrichtung über archivierungsbereite Datenpakete, die an ein Langzeitarchivierungssystem bzw. einen Dienstleister übergeben werden können. Der Ablauf orientiert sich am Pre-Ingest-Prozess.
Service-Modell III Preservation-as-a-Service (PaaS) individuell
Das Service-Modell III entspricht der Preservation-as-a-Service (PaaS)-TIB-Dienstleistung und beinhaltet die Durchführung aller notwendigen Arbeiten zur Aufbereitung und Archivierung der Datenbestände.
Der Einstieg in die Beratung vermittelt grundlegende LZA-Themenbereiche auf deren Basis, die Hilfestellung bei der strukturellen Aufbereitung der Datenbestände (Pre-Ingest) anhand des erhaltenen repräsentativen Testdatensatzes erfolgt. Nachdem die erforderlichen und gewünschten Maßnahmen umgesetzt wurden, werden die aufbereiteten Datenpakete ans LZA-System (Rosetta) der TIB übergeben. Die Bearbeitung schließt mit dem Ingestreport.
Service-Modell IV Preservation-as-a-Service (PaaS) kollektiv
Das letzte Service-Modell entspricht in seiner Vorbereitung und Durchführung dem Ablauf des Service-Modell III, d.h. es werden alle notwendigen Arbeiten zur Aufbereitung und Archivierung der Datenbestände durchgeführt. Die Umsetzung erfolgt jedoch in einem Verbund, sodass Einrichtungen, die ähnliche oder gleiche Ausgangsbedingungen vorweisen, sich zu den Abläufen intensiv austauschen und einander unterstützen können.
Auch dieses Service-Modell ist abgeschlossen, sobald die Datenbestände an das LZA-System der TIB erfolgreich übergeben wurden und der erste Ingestreport erstellt worden ist.