Die TIB als Deutsche Zentrale Fachbibliothek für Mathematik nimmt dies zum Anlass, in dieser Ausstellung neben der ersten Fields-Medaillistin drei weitere ›mathematische‹ Pionierinnen zu porträtieren. Ob Begründerin der modernen Algebra, erste ›First-Class‹ Oxford-Absolventin im Fach Mathematik oder erste Mathematik-Professorin weltweit:
Sie alle sind auf die eine oder andere Art Vorreiterinnen auf dem Gebiet der Mathematik.
Anhand biographischer Daten und wenig bekannter Anekdoten erfahren Sie mehr über Leben und Wirken ausgewählter ›1st Ladies‹. Auf einem kurzen Streifzug durch drei Jahrhunderte wird deutlich, wie schwer es in der Geschichte der Mathematik für Frauen war, wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen. Zwar hat die Beteiligung von Frauen in der Mathematik zugenommen – fast die Hälfte der Mathematikstudierenden sind mittlerweile weiblich. Doch auch heute noch sind sie im Spitzenbereich der mathematischen Forschung und Wissenschaft die Minderheit.
Die Fields-Medaille
ist eine der höchsten Auszeichnungen, die eine Mathematiker:in erhalten kann. Sie wird alle vier Jahre von der Internationalen Mathematischen Union für herausragende Forschung an zwei bis vier Mathematiker verliehen.
Maryam Mirzakhani ist nicht nur die erste Frau, die für ihre Arbeit die Fields-
Medaille erhält, sondern auch die erste Iranerin. Der iranische Präsident Hassan Rouhani gratulierte, indem er jeweils ein Foto von Mirzakhani mit und ohne Kopftuch twitterte – was eine internationale Debatte auslöste.
Die Vielseitige
Maryam Mirzakhani ist in vielen mathematischen Gebieten bewandert – darunter Algebra, Analysis, komplexe Analysis und hyperbolische Geometrie –, die sie in bemerkenswerter Weise miteinander kombiniert. Mit der Fields-Medaille wurden ihre herausragenden Beiträge zur
Geometrie und Dynamik Riemannscher Flächen ausgezeichnet:
»Her work on Riemann surfaces and their moduli spaces bridges several mathematical disciplines – hyperbolic geometry, complex analysis, topology, and dynamics – and influences them all in return.«
Schicksalhafte Freundschaft
Zunächst wollte die begeisterte Leserin Maryam Mirzakhani Schriftstellerin werden. Ein Lehrer sprach ihr das Talent für die Mathematik sogar ab, sodass sie Selbstvertrauen und das Interesse daran zunächst verlor. Die engagierte Lehrerin und die Freundin Roya Beheshti, heute ebenfalls Mathematikprofessorin in den USA, motivierten sie für das Fach.
Mathematisches Vermächtnis
In den Jahren 1886 bis 1888 gelingt Sofia Kowalewskaja der Durchbruch bei der Lösung des Rotationsproblems eines festen Körpers. Die von ihr berechnete, nicht symmetrische Kreiselform wird noch heute ›Kowalewskaja-Kreisel‹ genannt. Am 24. Dezember 1888 erhält sie für diese Arbeit den ›Prix Bordin‹ der französischen Akademie der Wissenschaft. Sofia Kowalewskaja ist außerdem Mitherausgeberin der 1882 gegründeten und bis heute renommierten Fachzeitschrift ›Acta mathematica‹.
Steiniger Weg zum Erfolg
Ihre Familie gehörte zum gebildeten Adel. Bereits als Kind war sie von der Mathematik fasziniert und las heimlich die mathematischen Werke in der Familienbibliothek. Gegen den Willen des Vaters wollte sie unbedingt Mathematik studieren. Zu diesem Zweck ging sie eine Scheinehe ein, was ihr schließlich ein Studium der Mathematik in Heidelberg ermöglichte. Sowohl ihre Professoren als auch ihr Privatdozent Weierstraß unterzogen sie vorher Prüfungen und Auswahlgesprächen.