Zwei in der Sammlung A. Haupts aufbewahrte Blätter mit Ansichten des venezianischen Palazzo Vendramin-Calergi und der Galerie des Palazzo Spada in Rom lassen sich dem vermutlich aus Venedig stammenden Architekten und Zeichner Antonio Adami zuweisen. Adamis Leben und Wirken ist bisher nur unzureichend erforscht. Seine Zeichnungen mit Ansichten, Grundrissen oder Schnitten bekannter Bauten in Rom, England und dem Veneto finden sich überwiegend in englischen Sammlungsbeständen und wurden vielfach irrtümlich dem venezianischen Künstler Antonio Visentini (1688–1782) zugewiesen. Es ist wahrscheinlich, dass Adami als Schüler bzw. Mitarbeiter Visentinis an dessen Aufträgen für den in Venedig als Konsul tätigen englischen Mäzen Joseph Smith (1674/1682?–1770) beteiligt war. So gehört die Ansicht des venezianischen Palazzo Vendramin-Calergi unzweifelhaft in die von Smith veranlasste Sammlung der „Admiranda Urbis Venetae“, einer dreibändigen Dokumentation venezianischer Architektur, die Visentini anleitete.
Bis heute zählt die nach dem Entwurf von Mauro Codussi (um 1440–1504) in den Jahren 1481 bis 1509 errichtete Fassade des Palazzos am Ufer des Canal Grande im Sestiere Cannaregio zu den bekanntesten in Venedig und wurde auch um 1750 als Beispiel mustergültiger Fassadenarchitektur der Renaissance sehr geschätzt. Die nüchterne, aber sehr fein differenzierte, monochrome Darstellungsart mit Feder und Pinsel übernahm Adami dabei von Visentini. Sie entsprach dem Wunsch, die architektonische Qualität der abgebildeten Bauten in einer rational erfahrbaren Ästhetik wiederzugeben. In ihr spiegelte sich zudem eine antibarocke Haltung, die sich auch besonders durch die in England zu dieser Zeit ausgeprägte Vorliebe für die Architektur Andrea Palladios zeigte. Wie Visentini wusste auch Adami sich dieser englischen Mode anzupassen und fertigte seine Zeichnungen speziell für die englische Klientel an. Ein im Katalog der 1799 aufgelösten Sammlung des Kaufmanns und Kunstsammlers Charles Rogers (1711–1784) aufgeführtes Konvolut seiner Zeichnungen sowie die in anderen europäischen Sammlungen verstreut aufbewahrten Blätter aus seiner Hand zeugen davon, dass sich Adami offenbar dank Visentinis und Smiths Unterstützung einen respektablen Ruf als Architekturzeichner erwerben konnte.
sp