Zu den zahlreichen realisierten und stadtprägenden Großbauten Friedrich Weinbrenners in Karlsruhe gehörte auch das im Dezember 1814 eingeweihte „Museum“, das 1918 einem Großbrand zum Opfer fiel. Das von Weinbrenner ab 1813 geplante Gebäude diente jedoch weniger als Ausstellungsbau oder Magazin, sondern war Versammlungs- und Veranstaltungsort der 1784 als Lesegesellschaft gegründeten Vereinigung der „Museumsgesellschaft“ (bzw. „Museum“, ab 1808), deren Mitglieder fast ausschließlich aus den Kreisen der Karlsruher Oberschicht des Bürgertums und der Aristokratie entstammten. Die Räume mit ihrer hochwertigen Ausstattung, allen voran der zentrale Saal, boten Platz für exklusive Konzerte, Bälle und Gesellschaftsabende und bildeten das gesamte 19. Jahrhundert über ein Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in der Stadt.
Der vermutlich 1813 von Weinbrenner erstellte Plansatz zum Projekt umfasste wahrscheinlich insgesamt acht Blätter, die sich heute auf unterschiedliche Archive verteilen. Neben der hier vorgestellten Ansicht befindet sich noch ein weiteres Blatt mit einem Schnitt in der Sammlung Haupts. Mit Ausnahme eines Plan mit der Ansicht der „Facade gegen die Lange Straße“ im Stadtarchiv Karlsruhe wird der größere Teil des Plansatzes mit drei Grundrissen und zwei weiteren Schnitten heute in den Architectural Archives der Universität Pennsylvania aufbewahrt. Alle Blätter sind in der Zeichentechnik einheitlich und besitzen Weinbrenners charakteristisches Signaturkürzel „Wb“. Sie sind in römischer Zählung durchnummeriert und mit einem Maßstab in „Fuss“ versehen. Mit Ausnahme der beiden Hannoveraner Blätter findet sich auf allen anderen Blättern zusätzlich ein Bürostempel Weinbrenners, was darauf hindeutet, dass der Plansatz vermutlich schon zu Weinbrenners Lebzeiten oder kurz nach seinem Ableben getrennt wurde.
Obwohl Haupt die Autorschaft der beiden Zeichnungen kannte und auch entsprechend im Verzeichnis vermerkt hatte, wurde die Zuordnung zum Projekt des Hauses der Museumsgesellschaft nicht von ihm festgehalten. Das Gebäude muss Haupt aber aus seiner Karlsruher Studienzeit und seiner Zeit am großherzoglich badischen Schlossbauamt zwischen 1876 und 1878 vertraut gewesen sein. In der bereits zu Haupts Lebzeiten ausgeprägten Forschung zu Weinbrenner blieben die Haupt‘schen Bestände von Originalzeichnungen sowie Zeichnungen seiner Schüler jedoch unbekannt.
Simon Paulus