Zielformate: Archivmaster und Derivative Copy

Zur Unterstützung des langfristigen Zugriffs müssen Zielformate der Digitalisierung standardisiert, offen dokumentiert und weit verbreitet sein. Best Practice Richtlinien der Federal Agencies Digitization Guidelines Initiative (FADGI) sowie der schweizerischen Memoriav empfehlen uneingeschränkt den unkomprimierten und weit verbreiteten Industriestandard DPX als Bildformat sowie Linear PCM in (Broadcast) Wave Containers als Audio Output. Da das in DPX kodierte Rohmaterial keine direkte Transkodierung in leichtgewichtige Accessformate wie das im TIB AV-Portal eingesetzte mpeg4 erlaubt, wird zusätzlich basierend auf dem Scanner Output ein Mezzanineformat erzeugt und als modifizierter Master mitarchiviert. Hierfür wird das Zielformat FFV1 für Bild in Kombination mit PCM Linear Audio im Matroska Containerformat eingesetzt. Unterstützt durch das von der EU geförderte PREFORMA-Projekt, das die Standardisierung wesentlich vorantreibt und geeignete Tools zur Behandlung von Matroska/FFv1 entwickelt, gewinnt diese Formatwahl im Archivierungsbereich zunehmend an Bedeutung.

Um ein möglichst authentisches Digitalisat zu erzeugen, hat die Erhaltung der Bild- und Toninformation des Originals höchste Priorität bei der eigentlichen Digitalisierung. Das bedeutet zum Beispiel, dass alle auf dem Vor- und Nachspann des Originals enthaltene Informationen im Master enthalten sein müssen. Das Bildseitenverhältnis wird vom Original übernommen und die Bildrate von 24 Bildern pro Sekunde soll erhalten bleiben.

Im Scannprozess wird der gesamte Bereich der Filmoberfläche transferiert (inklusive der Perforationslöcher) und nicht nur das Filmbild gescannt, so wie es bei einer Vorführung zu sehen ist.

Scanparameter

Filme

  • Auflösung 2k
  • Abtastrate 10 bit
  • Farbmodell und Unterabtastung: RGB 4:4:4
  • 24 Bilder pro Sekunde oder nach Vorlage

Video

  • Auflösung: 768 x 576 Pixel für PAL bzw. 640 x 480 Pixel für NTSC
  • Farbmodell und Unterabtastung: Y′CBCR 4:2:2
  • Quantisierungsauflösung: 10 bit
  • Bilder pro Sekunde vergleichbar dem Original

Zielformate

  • Container: Matroska (.mkv)
  • Video-Codec: ffv1, Version 3  (mit einer GOP von 1, 16 Slices, und CRC-Prüfsummen pro Slice)
  • Audio-Codec: linear PCM 96 kHz / 24 bit

 

Anforderungen an die Nutzungskopien (Derivative Copy)

Für die Verwaltung von audiovisuellen Medien ist in 2011 ein Media-Asset-Managementsystem (MAM) in die Systemumgebung der TIB integriert worden. Das MAM verfügt über eigene Transcoder, die alle gängigen Codecs beherrschen, und erstellt Statistiken. Die mp4-Kopien werden in das Media-Asset-Management-System importiert und dort werden momentan zwei Derivate (Datenrate: 700kb/s + 1500kb/s) erstellt. Das 700er-Derivat wird im AV-Portal ausgespielt. Das 1500er-Derivat wird zum Download angeboten.

  • Container Format MPEG-4
  • Video Codec H.264 losless CRF 20
  • Kompression auf 65 %
  • originale Abtastauflösung ohne Skalierung
  • Seitenverhältnis von 4:3
  • Audio Codec AAC

Für die Langzeitarchivierung wird noch ein weiteres Derivat erstellt (Codec Losless H.265 CRF 18). H.265 ist der Nachfolger von H.264, lässt sich jedoch noch nicht mit jedem Browser öffnen. Vorteil von H.265 sind die gegenüber H.264 geringeren Bitraten bei gleichbleibender Qualität.