Qualitätskontrolle und Dokumentation

Eine konsequente Qualitätskontrolle ist für Digitalisierungsprozesse unabdingbar und deswegen fest im Workflow verankert. Die wesentlichen Ziele der Qualitätskontrolle bei der Digitalisierung audiovisueller Dokumente bestehen darin, die Vollständigkeit und Qualität des Digitalisats sicherzustellen, die langfristige Erhaltung bzw. das Erheben von Informationen für das Preservation Planning (und damit die Archivierung überhaupt zu ermöglichen) sowie den schonenden Umgang mit den physischen Originalen sicherzustellen.  Idealerweise sollte in Digitalisierungsprozessen auf eine Ausgewogenheit zwischen den Ansprüchen des Digitalen und des Analogen geachtet werden.

Die Lieferung vom Dienstleister umfasst pro Film den Archivmaster, 2 Nutzungskopien (Derivative Copy) sowie die technischen Metadaten der Digitalisierung. Nach Erhalt der digitalisierten Filme werden folgende Parameter systematisch kontrolliert:

Überprüfen der Verzeichnisbenennung

Ein digitalisierter Film wird als Intellektuelle Einheit (IE) bezeichnet. Pro IE wird vom Dienstleister ein Verzeichnis angelegt, die Verzeichnisbenennung erfolgt nach einem festgelegtem Schemata:  Identifikationsnummer des Media Asset Management (MAM) der TIB  und der IWF-Signatur.

Jedes IE Verzeichnis enthält zwei Unterverzeichnisse:

  • MASTER - dieses enthält den Digitalisierungsmaster in mkv mit der Benennung MAM-ID_IWF-Signatur.mkv
  • DERIVATIVE_COPY- dieses enthält zwei runtergerechnete Version im mp4 Format

Prüfen auf inhaltliche Vollständigkeit

Die inhaltliche Prüfung erfolgt durch Abgleich mit den Informationen aus den vorhandenen Metadaten des analogen Films. Dazu gehören die Übereinstimmung des Filmtitels/-inhalts und die Vollständigkeit des Digitalisats anhand der Laufzeitangabe.

Prüfen der Bildqualität

Jede von unserem Dienstleister produzierte digitale Datei muss auf eine originalgetreue Wiedergabe des Ausgangsmaterials überprüft werden. Dazu wird das Digitalisat auf mögliche im Scanprozess produzierte Bildfehler (Artefakte) hin überprüft, ebenfalls erfolgt der visuelle ein Abgleich mit den im Sichtungsprozess aufgenommenen Schäden der analogen Digitalisierungsvorlage. Hierbei handelt es sich um einen Echtzeit-Prozess, der die gleiche Zeit in Anspruch nimmt wie die Laufzeit des Films.

Prüfen der technischen Parameter

Die Überprüfungen dienen unterschiedlichen Zwecken. Grundlegende Überprüfungen umfassen das Abspielen des Masters, die Dateiformatvalidierung sowie der Abgleich mit einer Policy, die das für die Digitalisierung festgelegte Format testet. Um sicherzustellen, dass es nicht zu Übertragungsfehlern gekommen ist, werden beim Dienstleister Prüfsummen je Datei erstellt, und nach der Übertragung werden diese kontrolliert.

Mit Hilfe von Prüfsummen lässt sich feststellen, ob eine heruntergeladene Datei mit dem Original übereinstimmt. Dazu generiert man nach dem Herunterladen die Prüfsumme und vergleicht sie mit der vom Dienstleister mitgelieferten Prüfsumme. Eine veränderte Prüfsumme weist auf eine manipulierte Datei hin.

Um zu testen, ob die Migration von DPX (Scanneroutput) zu ffv1/mkv tatsächlich verlustfrei war, werden vom DPX Prüfsummen pro Einzelbild generiert (Framemd5). Auch vom ffv1/mkv werden Framemd5s erstellt. Sollte es beim Vergleich der Prüfsummen zu Abweichungen kommen, so war die Migration nicht verlustfrei.

Vorbereitend für den Ingest in das Langzeitarchivierungssystem wird die Ablagestruktur geprüft, technische Metadaten extrahiert und die im ffv1 eingebetten Prüfsummen je Slice kontrolliert.

Der Master wird testweise abgespielt und sicherzustellen, dass auch das ffv1/mkv abspielbar ist, da eine weitere Sichtung an der Nutzungskopie erfolgt.

Qualitätskontrolle der Originale

Der sorgfältige Umgang mit den physischen Originalen durchzieht den gesamten Digitalisierungsprozess und beginnt beim Ausheben der Filme im Magazin und endet bei der Rückgabe durch den Dienstleister. Grundsätzlich kann die Digitalisierung von Originalen als die intensivste Form der Nutzung angesehen werden. Die Bezeichnung „Archivkopie“ suggeriert dabei eine Langlebigkeit die das Material aufgrund seiner Beschaffenheit niemals bieten kann. Jede Benutzung des Originalfilms stellt eine hohe Belastung der materiellen Basis dar und kann schlimmstenfalls zu irreparablen mechanischen Schäden führen.

Um die Originale so wenig wie möglich zu belasten, gilt es im Vorfeld der Digitalisierung das Gefahrenpotential für die Kopien innerhalb der einzelnen Prozessschritte zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Bei der Planung von Digitalisierungsprojekten werden allerdings nur allzu oft die Belange der Originale nicht berücksichtig, so dass es sehr schwer ist konservatorische Regeln für den Umgang mit den wertvollen Originalen in laufende Prozesse zu implementieren.

Jede noch so kleine Maßnahme für den Erhalt der Originale ist aufgrund der Einzigartigkeit der materiellen Überlieferungsform jedoch lohnenswert, und sollte mit Engagement umgesetzt werden. 

Konkret bedeutet dies für die Kopien im Projekt Delft, die Auswahl der eingesetzten Geräte zur Sichtung der Filmkopien und für den Scanprozess. Voraussetzung für den schonenden Umgang gealterter Materialien ist dabei der zahnradlose Filmtransport. Dadurch können geschrumpfte und spröde Filmmaterialien sowie Kopien mit mechanischen Beschädigungen zum Beispiel der Perforation, problemlos gesichtet und gescannt werden.

Prozessdokumentation

Eine lückenlose Prozessdokumentation (Statusliste) in Form einer Excel-Tabelle garantiert, dass zu jeder Zeit von alle Beteiligten des Projektes der Verbleib der physischen Originale sowie der Stand der Verarbeitung der Digitalisate von der Lieferung durch den Dienstleister bis hin zum Ingest in das Langzeitarchivierungssystem der TIB überprüft werden kann.  

Dokumentation für die Langzeitarchivierung

Neben der Formatauswahl spielt die Erfassung geeigneter Metadaten eine wesentliche Rolle im Langzeitarchivierungsprozess. Hierbei ist das digitale Objekt inklusive seiner Provenienz auf technischer, deskriptiver, struktureller und administrativer Ebene zu beschreiben. Als solches sind sowohl Informationen über das analoge Ausgangsobjekt, z.B. Format und Länge, als auch die für den Digitalisierungsprozess und die Postproduktion verwendete Software, als auch signifikante Eigenschaften des digitalen Zielformats relevant. Die Erfassung von Metadaten kann hier vom Archivformat gestützt werden - so erlauben Formate wie DPX die Einbettung einiger relevanter Kriterien wie die Frame Position. Nicht eingebettete Metadaten werden in standardisierten Schemas wie PREMIS, METS und Dublin Core erfasst.